Kaninchen in schmutzige, enge Gitterboxen gesperrt – Veterinäramt schreitet nicht ein
Schmelz / Stuttgart, 6. März 2023 – Top oder Flop? PETA hat die fünf besten und fünf schlechtesten deutschen Veterinärbehörden 2022 gekürt. Berücksichtigt wurden Ämter, die bei ihrer Arbeit besonders positiv oder negativ aufgefallen waren, nachdem sie von der Tierrechtsorganisation über einen Missstand informiert wurden.
Im Oktober 2022 wurden PETA wiederholt Fotos und Videos von Kaninchen in engen, kotverschmutzten Boxen auf einem Grundstück in Schmelz (Landkreis Saarlouis) zugespielt. Auf den Bildern sind drei kleine Gitterboxen zu sehen. In zweien davon werden offenbar die weiblichen und in einer ein männliches Kaninchen als sogenannte Mastkaninchen gehalten. Die Aufnahmen zeigen schlimmste Bedingungen: Für die Anzahl und Größe der Tiere sind die Boxen zu klein. Dort sind die sensiblen Fluchttiere ihren eigenen Ausscheidungen ausgesetzt, die Wasserflaschen sind verschimmelt. Das männliche Kaninchen wird separat sowie durch einen Sichtschutz in einer flachen Box isoliert gehalten und kann sich nicht einmal aufrichten. Die Haltungsbedingungen unterschreiten bei Weitem die Vorgaben der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. Daher hat PETA Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Saarbrücken erstattet und sich mehrmals an das für den Tierschutz im Saarland zuständige Landesamt für Verbraucherschutz gewandt. Von dem Veterinäramt kam jedoch auch auf wiederholte Anfragen keine Reaktion, sodass die Tiere weiterhin unter dieser artwidrigen Haltung leiden müssen.
In einem weiteren Fall wandte sich PETA Ende Mai sowie nochmals Mitte Juli 2022 mit Videomaterial an die Behörde, auf dem eine verhaltensgestörte Wildkatze im Wildpark Saarbrücken zu sehen ist. Auf beide Meldungen antwortete das Landesamt für Verbraucherschutz Saarland bis heute nicht.
„Kaninchen leiden still. Sie haben in diesen Gitterboxen keine ausreichende Möglichkeit, sich zurückzuziehen oder sich vor Artgenossen zu schützen, obwohl dies in den Tierschutzrichtlinien so klar formuliert ist“, so Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Es ist unverständlich, warum sich das Veterinäramt des Saarlandes für das tägliche Dahinvegetieren der sensiblen Tiere nicht interessiert. Die Mitarbeitenden machen sich für deren Leid mitschuldig. Es ist inakzeptabel, dass Tierschutzmeldungen im Saarland einfach nicht nachgegangen wird.“
Veterinärämter sind für die Überwachung und den Vollzug des Tierschutzgesetzes in Deutschland zuständig. PETA meldet den Behörden jeden Monat zahlreiche Fälle von Tierquälerei und kontrolliert, ob und wie die Behörden daraufhin im Sinne des Tierschutzgesetzes tätig werden. Während in vielen Fällen in Zusammenarbeit mit Amtstierärzten sehr gute Erfolge für die Tiere erzielt werden, gibt es noch immer zu viele Behörden, die das Tierschutzgesetz und die entsprechenden Verordnungen und Richtlinien nicht konsequent genug umsetzen.
Seit 2012 kürt die Tierrechtsorganisation jährlich die aus Tierschutzsicht positiv oder negativ aufgefallenen Veterinärämter. Im Ranking wird stets die gesamte Behörde genannt, auch wenn oftmals einzelne Amtstierärzte positiv oder negativ hervorstechen.
Zeugen von Tierquälerei sollten sich an die zuständige Veterinärbehörde ihrer Stadt oder ihres Landkreises wenden. Beobachtungen sollten detailliert und sachlich zusammengefasst werden. Besonders hilfreich ist Bild- und Videomaterial. Empfehlung von PETA: Nach der Meldung beim Veterinäramt unbedingt so lange nachhaken, bis der Missstand beseitigt ist. Das kann ermüdend sein, ist aber oft die einzige Chance für das jeweilige Tier. Eine Übersicht mit ausführlichen Tipps, wie Zeugen gegen Tierquälerei vorgehen können, gibt es unter Tierquälerei.de.
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.
Verschmutzte Trinkflaschen können zu Durchfallerkrankungen führen. / © PETA Deutschland e.V.

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